Hintergrund
Guatemala ist noch heute, viele Jahre nach dem Friedensschluss von 1996, stark von den Folgen eines 36 Jahre anhaltenden Bürgerkrieges gezeichnet. Durch den jahrzehntelangen Kampf zwischen den Guerillas und den Militärdiktaturen gab es in den 1990er Jahren 1 Millionen Flüchtlinge innerhalb des Landes (Internally Displaced Persons – IDPs). Im Verlauf der Jahrzehnte andauernden Krieges wurden 200.000 Menschen getötet, davon 93% vom Militär und ihm verbundenen paramilitärischen Gruppen.
Ein Großteil der ermordeten Menschen gehörte der indigenen Bevölkerung an. Gegen ganze Gruppen wie die Maya, Xinka oder Garifun wurden unvorstellbare Verbrechen verübt. Im Rahmen einer „Politik der verbrannten Erde“ wurden 450 Dörfer und ihre gesamte Einwohnerschaft vernichtet und bis heute sind viele dieser Verbrechen nicht aufgeklärt. Auch wenn es seit 2006 eine Kommission gegen Straffreiheit gibt, ist es immer noch schwer, Täter*innen zu verurteilen. Dieses ungeschriebene Gebot des Schweigens macht es den Angehörigen der Opfer fast unmöglich, ihre Traumata zu verarbeiten.
Bis heute wird die indigene Bevölkerung Guatemalas weitgehend und strukturell diskriminiert, beispielsweise im Bereich der Bildung. Das Land hat eine hohe Analphabetismusrate und nur 14% der indigenen Frauen beenden die Schule. Durch diesen Mangel an Bildung lebt ein großer Teil der indigenen Bevölkerung in kaum überwindbarer Armut und Arbeitslosigkeit und kann sich nicht für seine Rechte einsetzen. Unser Partner, die Universidad de San Carlos de Guatemala (USAC), ist die einzige staatliche Universität Guatemalas und bietet für viele Menschen des Landes die einzige Möglichkeit, Zugang zu Hochschulbildung zu erhalten.
Zustand des Schul- und Hochschulsystems
Das Bildungssystem Guatemalas weist an vielen Stellen erhebliche Mängel auf: Lediglich 2,8% des BIP werden für Bildung ausgegeben, was Guatemala auf Platz 139 aller Länder der Erde setzt. Dies hat eine Analphabetenrate von 18% unter den Männern und fast 27% unter den Frauen zur Folge. Bei der indigenen Bevölkerung beträgt die Analphabetenrate sogar 37%. Nur 35% der Frauen in den Städten beenden die Schule. Besonders stark betroffen sind indigene Frauen, die nur mit einer Rate von 14% die Schule beenden. Indigene Frauen auf dem Land sind am stärksten betroffen. Nur ca. 1,4% von ihnen beenden die Schule. Auf dem Land sind Schulklassen mit bis zu 100 Schüler*innen keine Seltenheit, die besten Bildungschancen gibt es in den Städten. Für die, die das Abitur geschafft haben, gibt es eine relativ große Auswahl an Universitäten, die meisten davon jedoch privat und mit Studiengebühren, die sich unsere Zielgruppe nicht leisten kann.
Unsere Partneruniversität ist die einzige staatliche Universität Guatemalas. Sie hat ein breites Angebot an Studienfächern und bietet Kurse während der Woche an. Die meisten Privatuniversitäten bieten nur Wochenendstudien an, weil die Studierenden für ihre Gebühren unter der Woche arbeiten müssen, was das Studium teilweise auf bis zu 15 Jahre verlängert.