Die Demokratische Republik Kongo (DR Kongo) ist ein Staat in Zentralafrika mit einer Bevölkerung von schätzungsweise 62 bis 77 Mio. Menschen. Weite Teile des Landes sind von tropischem Regenwald bedeckt und vom zweitgrößten Strom des Kontinents, dem Kongo-Fluss, durchzogen. Mit einer Gesamtfläche von über 2,3 Mio. km² ist die DR Kongo etwa 6,6-mal so groß wie die Bundesrepublik Deutschland.
Die aus den Medien vor allem durch Konflikte bekannte Region Nordkivu im Osten der DR Kongo vereint viele Gegensätze in sich: Fruchtbare Böden, mildes Klima und ethnische Vielfalt, aber auch eine traumatisch-gewaltsame Vergangenheit mit Milizen und Flucht, Hunger und Armut. Rund 100 km nördlich von der Provinzhauptstadt Goma liegt der Ort Mweso inmitten einer milden Hochebene, die von landwirtschaftlichen Schätzen und atemberaubenden Naturschönheiten geprägt ist. Informieren Sie sich hier über die Hintergründe und Voraussetzungen in der DR Kongo und der Provinz Nordkivu.
Im Zuge der europäischen Kolonialisierung Afrikas gelangte die Region ab 1885 in staatliche Abhängigkeit und wurde als Privateigentum des belgischen Königs Leopold II. systematisch ausgebeutet. Unter anderem wegen internationaler Proteste gegen die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen übernahm 1908 der belgische Staat die koloniale Verwaltung, wodurch sich die Lebensbedingungen der Bevölkerung jedoch keineswegs besserten. Auch die Ausbeutung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und Rohstoffvorräte wurde in den folgenden Jahrzehnten durch den belgischen Staat und private Konzessionsgesellschaften unverändert fortgesetzt.
Überrascht von der Dynamik der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegungen verließ die Kolonialmacht Mitte 1960 überstürzt das Land, ohne je die Strukturen für einen autonomen gesellschaftlichen Wiederaufbau und eine geregelte Selbstverwaltung aufgebaut oder unterstützt zu haben.
Die ersten Jahre der Unabhängigkeit waren daher von politischer Instabilität, den sogenannten Kongowirren, geprägt. 1965 erlangte General Joseph Mobutu durch einen Putsch die Macht. Er benannte das Land im Rahmen seiner ideologisch ausgerichteten Politik der „Authenticité“ in Zaire um und errichtete eine brutale und korrupte Diktatur, welche auch von westlichen Mächten gestützt wurde.
Der Völkermord in Ruanda im Jahr 1994 stürzte die gesamte Region der Großen Seen in erhebliche Unruhen, an deren Folgen die Bevölkerung bis heute leidet. Im Rahmen des ersten Kongokriegs wurde Mobutu 1997 gestürzt und durch Laurent Kabila als Präsident der neuen Demokratischen Republik Kongo abgelöst. Nach dessen Ermordung übernahm 2001 sein Sohn Joseph das Amt, das er nach den Wahlen 2006 und 2011 weiter innehat.
Schätzungen zufolge verloren allein in den drei Kongokriegen bis 2009 rund 4 bis 5,4 Mio. Menschen ihr Leben. In den rohstoffreichen und von der staatlichen Administration nur schwach durchdrungenen Regionen an der Ostgrenze des Landes finden jedoch auch weiterhin unterschiedlich motivierte Rebellengruppen ihre Machtbasis. Immer wieder kommt es zu Kampfhandlungen. Ende 2013 konnte die Zentralregierung die Miliz M-23 mithilfe der UN-Friedensmission MONUSCO erfolgreich zurückdrängen und entwaffnen. Eine politische Lösung des Konflikts steht allerdings weiter aus. Die langfristigen Folgen der jahrzehntelangen Kampfhandlungen für Umwelt und Zivilbevölkerung lassen sich heute noch nicht absehen.
Neben neun staatlichen Universitäten gibt es in der DR Kongo eine Vielzahl von Hochschulen in unterschiedlicher Trägerschaft. Da ein Studium jedoch relativ zum Durchschnittseinkommen sehr teuer ist, bleibt der Zugang zu akademischer Bildung einem kleinen Teil der Bevölkerung vorbehalten. Schon eine Schulausbildung ist keineswegs selbstverständlich. Hohe Gebühren halten viele Kinder vom Schulbesuch ab und gerade Mädchen aus Familien mit geringem Einkommen erfahren hier besondere Nachteile (Worldbank, WDR Gender Equality and Development 2012, S. 74). Rund 40% der Bevölkerung zwischen 5 und 15 Jahren sind von Kinderarbeit betroffen.
Auch an den Hochschulen führen die doppelte Arbeitsbelastung durch Studium und tägliche Sorge für den Lebensunterhalt dazu, dass teilweise bis zu 50% der Studierenden ihr Studium wieder abbrechen. Eine Stärkung des Hochschulsektors ermöglicht den Aufbau nachhaltiger sozialer und wirtschaftlicher Strukturen und bietet gerade kriegsmüden jungen Menschen in den umkämpften Ostprovinzen eine vielversprechende Zukunftsperspektive.
Auch nach den sogenannten Kongokriegen sorgen seit 2009 immer wieder einzelne Rebellengruppen und lokale Milizenkämpfe für erhebliche Unruhen in der Umgebung von Mweso. Während der Konflikte zwischen der M-23-Bewegung und der kongolesischen Regierungsarmee FARDC kam es 2012 zu Plünderungen auch in Mweso, sodass viele Bewohner in die umliegende Region flüchten mussten. Nach kurzer Zeit jedoch konnte jedoch das zeitweise geschlossene Institut Supérieure d’Études Agronomiques (ISEA) in Mweso wieder eröffnet werden. Nach erneuten Unruhen im Spätsommer 2013, bei denen Mweso für einige Zeit gänzlich von der Verbindung mit Goma abgeschnitten war, erreichte die FARDC mithilfe der UN-Friedensmission MONUSCO die Entwaffnung der M-23-Miliz. Obwohl es seitdem immer wieder zu neuen Kämpfen im Gebiet Mweso/Masisi kommt, konnte sich die Sicherheitssituation vor Ort erheblich beruhigen.
Die agronomische Ausbildung der Bevölkerung für einen friedlichen und wirtschaftlich stabilen Wiederaufbau des Agrarsektors ist daher von zentraler Bedeutung. Viateur Mujogo, Gründungsvorsitzender und coordinator exécutif von CADEP dazu: „Kleinbauern sind das Rückgrat von Nordkivu. Als Akteure des Wandels bilden sie das wirkungsvollste Korrektiv gegen die Unterernährung und Marginalisierung der Region.“
Mit unserem Stipendienprogramm setzt SOG an diesem Punkt an. Durch die Förderung eines dreijährigen Studiums am ISEA ermöglichen wir jungen Menschen in und um Mweso eine agrarwissenschaftliche Hochschulausbildung, damit sie zu Wegbereitern der landwirtschaftlichen Entwicklung ihrer Heimat werden können.
Unser Newsletter fasst die wichtigsten Entwicklungen in den Projekten und Lokalgruppen zusammen. Einfach eintragen und alle drei Monate Neuigkeiten erhalten.
Ihre E-Mail Adresse speichern wir dabei nur zum Zweck des Mailversands. Sie haben jederzeit die Möglichkeit ihre Einwilligung zu widerrufen und sich vom Verteiler austragen zu lassen.